Textfragmente
… was ich mache, ist "Stückwerk" im weitesten Sinne.
… Ich fand: eine alte Jacht, abgestellt auf einem Gerümpelplatz voller Schrott und Unrat, umgeben von Planen, Absperrbändern und ähnlichen Zeichen eines geplanten Restaurationsprojektes.
Dieses Ensemble beobachtete ich über einen Zeitraum von etwa 5 Jahren,
ohne dass etwas Anderes passierte, als weiterer Verfall. Das Schiff wurde immer rostiger, die Planen und Absperrbänder zerfledderten im Regen, Frost und Wind.
Ganz offensichtlich hatte hier jemand Großes vorgehabt und aus irgendwelchen Gründen nicht weiter verfolgt oder war an der Ausführung gehindert worden.
Für mich wurde dieses Boot mit der Zeit zu einem Symbol von zu groß geratenen Vorhaben, von nicht realisierbaren Träumen, von der Zerrissenheit zwischen Plan und Wirklichkeit, eben von "Stückwerk".
Ich fühlte mich an die Geschichte von Noah und seinem Arche-Projekt erinnert und fragte mich, was wäre wenn …
… niemand mehr Lust hat, die Welt zu retten.
… es zu viel Mühe macht, anzufangen.
… es zu langweilig ist, dran zu bleiben …
… keiner weiß, wann man aufhören sollte …
… sich niemand verantwortlich fühlt.
… jeder denkt: "Ich habe nicht angefangen …"
… Grenzen aller Art, Risse, Sollbruchstellen, Dinge, die aus Stücken bestehen und dadurch eine wandelbare Gestalt besitzen, komplexe Erscheinungen, die sich nicht in einer eindeutigen Form präsentieren, aber dennoch individuelle und unverwechselbare Muster bilden.
… Zerstückelung und zunehmende Urbanisierung von Landschaft und Natur, wobei mich hierbei besonderes die Schnittstellen dieser Bereiche interessieren.
… die Degradierung eines eigenwilligen, kraftvollen Lebewesens zu bloßem Dienstmaterial des Menschen.
… Gibt es Konstanz im Wandel? Wie und durch welche Muster äußert er sich?
… es geht auch um die schlichte, reelle Teilung von Dingen, weil sie dadurch als Ganzes besser handelbar und bearbeitbar sind …
… an Begriffen wie: "Zerlegbarkeit, Zerreißprobe, Teilungsnaht, Sollbruchstelle, Grabenbildung, Dehnungsfuge, Schwangerschaftsstreifen …" lässt sich die Bandbreite der gedanklichen Bezüge ablesen.
…, dass Begriffe, die zunächst sehr negativ besetzt sind, wie "zerrissen", oder "geteilt", bei näherem Betrachten auch positive Aspekte beinhalten, dann nämlich, wenn man "zerreißen" als äußeren Ausdruck eines inneren Wachstumsprozesses versteht oder wie im Beispiel "Sollbruchstelle" ‐ ein Teil sich "opfert", um das Ganze nicht zu gefährden.